Leidenschaft

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Bild © Flügelwesen / photocase.com

Neujahrsansprache im CVJM Frankfurt am 10.01.2011

Liebe CVG’ler,

„Quality is our passion“ - so lautet der Werbeslogan einer Firma, die damit in der Talstation der Gondelbahn in Adelboden wirbt. Als ich den Slogan las, schoss mir regelrecht die Frage durch den Kopf: Was ist meine Passion, meine Leidenschaft und im weiteren Nachdenken: wie sieht es in unserem CVJM, unserer CVG damit aus - what is our passion?

Viele von uns sind in den letzten Tagen mit mehr oder weniger Leidenschaft Ski gefahren. Für mich ist es ein Sport, den ich leidenschaftlich gern ausübe – leider viel zu selten für mein Empfinden. Anderen Leidenschaften kann man leichter und öfter nachgehen – vielleicht ist es für den einen das Fotografieren, für den anderen das DJing und für die Dritte das Spielen eines Musikinstrumentes, für den Jugendlichen vielleicht eher das Computerspiel, der Fußball oder einfach das Chillen.

Bevor mir dieser Slogan in Adelboden zur Inspiration wurde, war mir als Bibelstelle für diese Neujahrsansprache Offenbarung 2, 4 aufs Herz gelegt. Dort heißt es im Sendschreiben an die Gemeinde in Ephesus: „ich habe gegen dich, dass du die erste Liebe verlässt.“ Das bedeutet im Grunde nichts anderes, als die Frage an mich: Ist Jesus meine erste Leidenschaft? Gebe ich IHM im Jahr 2011 mein Herz, meine Kraft, meine Zeit, meine Fähigkeiten, mein Geld?

Doch warum eigentlich Leidenschaft für Jesus? Sicherlich nicht, weil wir uns mit Einsatz und Leidenschaft für Jesus die Rettung und das Heil erarbeiten oder verdienen könnten. Das wissen wir spätestens seit Luther, eigentlich aber schon seit Jesus und Paulus. Fromme Werke sind in keiner Weise dazu geeignet, uns mit Gott zu versöhnen. Jesus allein hat durch seinen Tod am Kreuz dieses Werk der Versöhnung vollbracht und dem können wir nichts, gar nichts hinzufügen. (nachzulesen in Röm. 3, 22-28).

Nein, liebe Geschwister, gerade weil Jesus unsere Gerechtigkeit geworden ist, sind wir darüber unendlich glücklich und es erfüllt uns mit einer tiefen Dankbarkeit. Und als Folge aus dieser Dankbarkeit wollen wir IHM dafür die Ehre geben, wollen in Hingabe für IHN leben.

Seine Liebe, Seine Hingabe für uns trieb ihn bis an das Kreuz. Es gibt keine größere Leidenschaft, keine größere Passion, als die von Jesus, der alles für uns gab. Deshalb aber auch die herausfordernde Frage an uns: „Was tun wir für Ihn?“ Eine mögliche Antwort auf diese Frage finden wir bei Paulus in Röm. 12, 1: „Brüder und Schwestern, weil Gott so viel Erbarmen mit euch gehabt hat, bitte und ermahne ich euch: Stellt euer ganzes Leben Gott zur Verfügung! Bringt euch Gott als lebendiges Opfer dar, ein Opfer völliger Hingabe, an dem er Freude hat.“

Entweder ganz oder gar nicht – so könnte man aus den Ermahnungen des Paulus herauslesen. Aber, ist das meine, ist das unsere Lebenswirklichkeit – ein kompromissloses Christsein in völliger Hingabe?

In meinem Leben gibt es genügend Beispiele für Dinge, Aktivitäten oder Verhaltensweisen, die Vorrang vor Jesus haben, die den Platz in meinem Herzen einnehmen, der eigentlich Jesus gebührt, die mir die Zeit nehmen, die ich in meine Gottes- und Jesusbeziehung investieren könnte und sollte. Oft sind es sehr banale Dinge des Alltags, die meine Zuwendung und Aufmerksamkeit geschenkt bekommen, nicht aber der Schöpfer der Welt und der Herr der Geschichte. Sei es das Hobby oder das Fernsehprogramm, um nur zwei Beispiele herauszugreifen – alles an sich nichts Verwerfliches – wenn es den richtigen, den angemessenen Platz im Alltagsleben bekommt. Problematisch wird es, wenn eine dieser Sachen zur Nummer 1 wird und somit Jesus vom Thron stößt.

Vielleicht bin ich sogar ein Heuchler, der vor anderen Christen in der Gemeinde sehr leidenschaftlich von Jesus schwärmt, aber an anderer Stelle, wenn es darauf ankommt, IHN verleugnet, wie auch Petrus im Hof am Lagerfeuer.

„In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst“ - so hat es Kirchenvater Augustinus ausgedrückt.

Wenn ein vom heiligen Geist entfachtes Feuer in uns brennt, werden wir nicht anders können, als dieses Feuer weiterzutragen und andere damit anzustecken.

Wollen wir im Jahr 2011 Menschen für Jesus gewinnen,

ein Feuer der Leidenschaft für Jesus in unserem Umfeld entzünden? Wollen wir, dass Gott mit uns Geschichte in Frankfurt schreibt? Das geht nur, wenn Dein und mein Herz für Jesus brennen. Und dies wiederum geht nur, wenn unser Herz leidenschaftlich für die verlorenen Menschen brennt, für die Jesus in diese Welt gekommen ist. Liebe zu Jesus, Leidenschaft für Jesus kann nicht isoliert im stillen Kämmerchen gelebt werden. Sie wird konkret und praktisch in der Liebe zu den Verlorenen, den Suchenden, den Hungrigen, den Kranken, den Schwachen.

Diese Liebe, Leidenschaft und Hingabe jedoch können wir nicht machen, nicht befehlen, nicht organisieren. Sie können wir nur neu erbitten und erbeten. Wir können gemeinsam die Nähe Gottes suchen und IHN bitten, dass ER diese Leidenschaft neu in uns entfacht.

Obama hatte mit seinem Slogan „Yes, we can!“ die Massen in den USA begeistert und motiviert. Ähnlich wollen wir uns auch für 2011 gegenseitig herausfordern für Gott zu arbeiten und Ihm zu vertrauen. Wir wollen aber nicht an unsere Macht und Stärke glauben, sondern uns darauf hinweisen, dass es allein auf Jesus ankommt. Er sagt nicht von ungefähr: „Ohne mich könnt ihr nichts tun!“ (Johannes 15, 5) Obamas Slogan sollte deshalb abgewandelt für uns lauten: Yes, HE can! Nur weil Jesus alles kann, weil ER in uns lebt, deshalb können wir für ihn leben und wirken und Gott wird durch uns die Welt verändern.

Kommen wir noch einmal zum Gedanken des Anfangs aus Offenbarung 2 zurück: „ich habe gegen dich, dass du die erste Liebe verlässt.“ Diese erste Liebe, diese Leidenschaft für Jesus ist aber letztlich im Kern nicht ein Tun, sondern ein Sein – nicht ein Arbeitsauftrag sondern eine Beziehung. Ein Blick auf die Person der Maria aus Magdala macht dies eindrücklich deutlich. Wir können davon ausgehen, dass sie als Frau sich nicht an theologischen Diskussionen in der Gemeinde beteiligt hat und auch keine Vorträge in der Synagoge hielt. Dennoch hatte sie diesen gebildeten intellektuellen Männern und sogar den Jüngern Jesu eines voraus – sie erlebte eine himmlische Offenbarung. Am Ostermorgen war sie als erste am Grab. Da der Stein weggerollt und der Leichnam Jesu nicht da war, lief sie zurück und holte Petrus und den „anderen Jünger“, wie Johannes sich selbst umschreibt. Sie gingen sie in das leere Grab, fanden Jesus aber nicht. Johannes sah und glaubte, weil er sich an die Worte Jesu erinnerte. Dann gingen die beiden Jünger wieder heim, Maria aber blieb am Grab und weinte. Wieso ging sie nicht auch mit den beiden nach Hause?

Ihr genügte es nicht, verstandesmäßig zu wissen, dass Jesus nicht mehr da ist und theologisch zu glauben. Ihre Jesusbeziehung ging tiefer. Sie wollte ihren Herrn nicht so einfach loslassen – sie suchte weiter nach ihm und wollte eine Antwort auf die Frage, wo er denn sei, um mit ihm Gemeinschaft haben zu können. Maria hatte ein hingegebenes, leidenschaftlich liebendes Herz. Die Folgen dieser Hingabe Marias sind eine Begegnung mit zwei Engeln im leeren Grab und die Begegnung mit Jesus, dem Auferstandenen. Das Wissen über Jesus und selbst der Glaube an ihn führen nicht zur Erkenntnis und Offenbarung. Erst das liebende Herz ist bereit, die Offenbarungen Gottes zu empfangen.

Ich möchte von Maria lernen, mit hingegebenem, liebendem Herzen auf Jesus und seine Offenbarungen zu warten - und ich möchte mich im Jahr 2011 neu von Jesus selbst mit Leidenschaft für IHN und die von ihm geliebten Menschen beschenken lassen.

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Blogeintrag
Autor: Reiner Goy
Datum: 21. Feb 2011
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