Sola Frankfurt 2011: Gangs of New York

Sola 2011

Die Staatsmacht - Todfeinde der Gangs.

Das diesjährige Sommerlager drehte sich um die Themen, Zusammenhalt auf der einen Seite, Aus- und Abgrenzung auf der anderen, Recht, Ordnung und Gesetz auf der einen, Strafe und Konsequenzen wieder auf der anderen Seite. Es ging, wie der Name schon impliziert, um Gangs, Gangs aus dem New Yorker Ghetto, wobei unser Ghetto aus einigen Zelten sowie einem dreistöckigen Wachturm in der Mitte bestand.

Die Rahmenbedingungen waren wie folgt: Es gab sechs Gangs, die sich durch verschiedene Kopftücher voneinander unterschieden. Diese waren, die Dead Rabbits, die Bad Dogs, die Gophers, die Mayos, die Butzens sowie die Westmen.

Die CVJMer waren in letzterer untergebracht, weshalb wir alle anderen Gangs nicht zu mögen hatten. Zu den sechs genannten kam noch eine siebte Gang, das waren die Cops. Wobei die Cops einige unfaire Vorteile hatten, sie waren älter, bewaffnet und sie vertraten das sogenannte Recht, mit dem die Teilnehmer im Verlauf des Camps noch in Konflikt geraten sollten.

Die ersten Tage liefen erst einmal entspannt an. Wobei entspannt heißt, dass sich die Gangs gegenseitig anfeindeten, Drogen geschmuggelt, sowie die Cops von allen niedergemacht wurden. Herzstück des Tages war immer die Andacht am Mittag, während dieser die Campge-schichte fortgesponnen wurde.

Wenn man diese in Akte einteilt, versucht im Ersten ein sich stetig bemühender Sozialarbeiter sich um die Gangmitglieder zu kümmern und sie auf den rechten Weg zurückzuführen. Hierbei zeigte er sehr viel Empathie, Ausdauer und Feingefühl.

Die Gangmitglieder, beziehungsweise die Gangleader gaben sich ihm gegenüber zwar freundlich und aufgeschlossen, ließen seine Bemühungen aber ins Leere laufen. Der Sozialarbeiter übernahm in unserer Geschichte natürlich den Part von Jesus, der sich immer um die Menschen bemüht, welche ihn aber der Bequemlichkeit halber ignorieren.

Die Geschichte lief so vor sich hin, bis nach einem Geländespiel, in dem die Teilnehmer Drogen und ähnliches schmuggelten. Jetzt fiel für den ersten Akt unbemerkt der Vorhang, um für den zweiten Akt, der einen ersten Höhepunkt enthalten sollte, die Bühne freizugeben. Denn nach dem Geländespiel, verkündete ein Spitzel aus den Reihen der Cops, dass diese von den Drogen Wind bekommen hatten und eine Razzia planten, woraufhin die Gangs eilig die Flucht ergriffen.

Dies war der Auftakt zur Zweitagestour. Unsere Route führte uns 15 Kilometer zu einem Schrebergarten, wo wir feststellten, dass wir nicht genug zu essen dabeihatten. Mit leeren Mägen legten wir uns also schlafen, nur um vier Uhr morgens von den Cops mit Taschenlampen und Pumpgun geweckt und per Bus zum Camp zurückverfrachtet zu werden.

Dort angekommen, warteten wir bei Wasser, Brot und netterweise Butter auf unser Gerichtverfahren, bei dem wir, dank der Intervention des Sozialarbeiters, zu Sozialstunden verurteilt wurden.

Nachdem die Teilnehmer dieses Kapitel also schon innerlich abgeschlossen hatten, staunten sie nicht schlecht, als sie dann man Nachmittag zu wirklichen Sozialstunden im Nachbarort abgeholt wurden.

Wenn das Camp ein klassisches, fünfteiliges Drama wäre, dann wäre damit jetzt der zweite Akt beendet, und ein ruhiger dritter Akt würde eröffnet, auf den ein sich in seiner Dramatik zuspitzender vierter Akt und zuletzt ein dramaturgischer Höhepunkt im fünften Akt folgen würde.

Während in einer griechischen Tragödie dann alle Tod wären, kennen wir Christen zum Glück ein alternatives Ende, die Erlösung. Aber nun zurück zum Camp.

Der dritte Akt beruhigte die Stimmung im Camp, während die Gangs damit beschäftigt waren, per Nachtgeländespiel ihre letzten Sozialstunden abzuarbeiten.

Im vierten Akt setzte sich bei einigen der Gangleader die Erkenntnis durch, dass sie in einem Kreislauf der Gewalt gefangen waren und dort nur rauskämen, wenn sie der Gewalt und dem Verbrechen abschwören um neu anzufangen.

Der Sozialarbeiter, der wegen seiner Hilfe vor Gericht nun allgemeine Anerkennung genoss, unterstützte sie in ihrem Bestreben und ermutigte sie zu einem großen Versöhnungstreffen.

Der vierte Akt endete also mit einer Verabredung zu einem Treffen zwischen den Gangleadern, welches vom Sozialarbeiter vermittelt wurde.

Als sich nun alle Gangleader trafen und es nach einer großen Versöhnung aussah, passierte das Unausweichliche, der dramatische Höhepunkt der Geschichte. Der Gangleader, der seinem Gegner nicht vergeben konnte, versuchte diesen zu erschießen, jedoch warf sich der Sozialarbeiter in die Schussbahn und wurde auf einer Trage abtransportiert. Dieses Ereignis schockte auch den Schützen so sehr, dass auch dieser später zu einer Versöhnung bereit sein sollte.

Durch sein Opfer, sich in den Schuss zu werfen, hatte der Sozialarbeiter, um nun nochmal die Analogie zu Jesus zu bemühen, die Versöhnung und die Erlösung aus dem Kreislauf der Gewalt ermöglicht. Und weil es eine Geschichte für Jungendliche war, überlebte er seine Heldentat sogar.

Durch unsere morgendlichen Bibelstunden mit den Teilnehmern, den Andachten und den persönlichen Erfahrungen in dieser harten Zeit, wollten viele der Jugendlichen mehr von Gott erfahren. Wie viel in der Zeit nach dem Sola davon übrigbleibt sei dahingestellt und liegt in Gottes Hand.

Bleibt noch zu sagen, dass das Sola 2011 eine gute Zeit war, und dass ich persönlich traurig bin, nächstes Jahr wahrscheinlich nicht dabei zu sein.

Fotos gibt's unter sola-frankfurt.de

Blogeintrag
Autor: Malte Hüttenhoff
Datum: 15. Aug 2011
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